Ursula Pidun


Unizeitung „Standpunkte“ WU Wien zur vorläufigen Suspendierung von Prof. Dr. Franz Hörmann

Am 2. Februar 2012 wurde Prof. Dr. Franz Hörmann seitens der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) nach Ermittlungen mit sofortiger Wirkung vorläufig vom Dienst suspendiert. Im Vorlauf hatte Hörmann RedakteurInnen der Unizeitung „Standpunkte“ WU Wien zwei Interviews gegeben. Wir haben nachgefragt.

Das Interview ist nie veröffentlicht worden. Warum nicht?

Es wurde ein schriftliches Protokoll während des Interviews verfasst. Dieses wurde zusammen mit einem chronischen Überblick der Ereignisse in der jüngsten Ausgabe der „Standpunkte“ im Februar 2012 veröffentlicht.

Wurde das Protokoll wörtlich aufgenommen und Sie haben Hörmann dann auch wörtlich im Interview und beim Standard zitiert? 

Hörmann wurde teils wörtlich und teils sinngemäß zitiert. Siehe Artikel in den Standpunkten.

Die österreichische Zeitung „der Standard“ hat dann weitreichend über alle möglichen fragwürdigen Äußerungen von Hörmann berichtet. Warum der Standard und nicht die Studentenzeitung?

Auch die „Standpunkte“, Studierendenzeitung der Volkswirtschaft hat darüber einen ausführlichen Bericht veröffentlicht, in dem der Entstehungsprozess des Interviews beschrieben wurde, das auch das vollständige Protokoll beinhaltet, und sogar eine Buchrezension über „Das Ende des Geldes“.

An den „Standard“ als eine der größten Tageszeitungen Österreichs haben wir uns gewendet, da wir dadurch die Möglichkeit sahen, dass diese Ereignisse an eine breite Öffentlichkeit gelangen und sich auch die Universitätsleitung zu einem Handeln gedrängt fühlte. Wäre der Bericht ausschließlich in den „Standpunkten“ veröffentlicht worden – eine Studierendenzeitung mit einer Auflage von ca. 200 Stück – hätte dies wohl kaum eine so große Diskussion ausgelöst.

War das Interview zum Zeitpunkt der Veröffentlichung denn autorisiert und haben sie Franz Hörmann vorab darüber informiert, dass Sie mit seinen fragwürdigen Äußerungen an die Öffentlichkeit treten?

Wir haben uns im Vorfeld des zweiten Gesprächs bei Hörmann als RedakteurInnen der Unizeitung Standpunkte angekündigt. Er wusste somit Bescheid, dass die Inhalte des Gesprächs veröffentlicht werden. Wir wollen auch betonen, dass die Atmosphäre während des Gesprächs zwar kontrovers aber nie beleidigend oder angriffig war. Hörmann bedankte sich zum Beispiel am Ende des Gesprächs bei uns für unser Engagement und wir verabschiedeten uns in einem freundlichen Ton.

Hörmann hat nur das erste Interview autorisiert. Wir haben wiederholt versucht, auch für das zweite Interview bzw. das Gesprächsprotokoll eine Autorisierung zu erhalten, haben von Hörmann jedoch keine Antwort auf unsere Emails bekommen. Über die Veröffentlichung wurde er allerdings informiert. Nach der Veröffentlichung im Standard  bestätigte Hörmann das geführte Interview, sah sich jedoch als Opfer einer gehässigen Verleumdungskampagne.

Gab es ein Honorar vom Standard?

Nein. Das Interview führten wir völlig unabhängig, als RedakteurInnen der Standpunkte.

Das Interview Ihrer Redaktion war aber nicht allein die Ursache für die Suspendierung?

Hörmanns fragwürdige Thesen und esoterischen Behauptungen wie etwa in einem YouTube-Video zum Thema Ufos waren an der WU bekannt. Die WU gab dazu aber keine offizielle Stellungnahme ab, „weil sie die Ansicht vertritt, dass es MitarbeiterInnen von Universitäten zusteht, in ihren wissenschaftliche Arbeiten ebenso wie in ihren Wortmeldungen kontroversielle Standpunkte zu vertreten“, wie es in einer Aussendung heißt. Durch die Aussagen Hörmanns zum Holocaust wurde aus Sicht der WU jedoch eindeutig eine Grenze überschritten. Ich schätze, die Ergebnisse des Interviews waren nur der letzte Anstoß für umfassende Anhörungen durch die Universitätsleitung sowie eine unabhängige Disziplinarkommission, die dann schlussendlich zur Suspendierung geführt haben.

Die Uni-Leitung hat rasch reagiert und eine umfassende Anhörung initiiert. Die Vorwürfe konnten dort jedoch nicht überzeugend entkräftet werden?

Nein, Hörmann hat die Möglichkeit seine Aussagen zu revidieren offensichtlich nicht wahrgenommen. Auch in einem Fernsehinterview im ORF für die ZIB 2 und in einem Gegendarstellungsbegehren an den „Standard“ hat sich Hörmann nur noch weiter in sein sehr dubioses Geschichtsverständnis verstrickt. Hörmann vertrete einen originären Wissensbegriff und unterscheide zwischen Fach- und Erlebniswissen. Deshalb könne er zwar sagen, er glaube, dass unter dem verbrecherischen Regime des 3. Reichs Massenvernichtungslager betrieben wurden. Der Aussage „Ich weiß, dass unter dem verbrecherischen Regime des 3. Reichs Massenvernichtungslager betrieben wurden“ könne er jedoch nicht zustimmen, da er weder Historiker noch Zeitzeuge sei.

Halten Sie die Suspendierung von Franz Hörmann unter Berücksichtigung aller Fakten für gerechtfertigt?

Unseres Erachtens wurde völlig richtig gehandelt. Eine Person, die solche Aussagen trifft, hat auf einer Universität nichts zu verloren.

Nachfolgend weitere Links zu Beiträgen anderer Medien:

  • WU bereitet rechtliche Schritte gegen Hörmann vor
  • Occupy ringt um Position zu Rechten und Sektierern
  • Das Ende (des Geldes“) der Zusammenarbeit mit Univ. Prof. Dr. Franz Hörmann
  • Franz Hörmann vorläufig suspendiert
  • 5 Responses to Unizeitung „Standpunkte“ WU Wien zur vorläufigen Suspendierung von Prof. Dr. Franz Hörmann

    1. Helmut Josef Weber at 17:32

      Da der Hollocaust, bzw. das unfassbare Verbrechen an den Juden nicht im Einzelnen hinterfragt werden darf, können die Deutschen froh sein, dass in Katyn nicht ausschließlich, bzw. gezielt „nur“ Juden ermordet wurden, denn dann wäre das Verbrechen heute immer noch durch die Deutschen begangen worden, weil es nie hätte angezweifelt und hinterfragt werden dürfen.
      Ich denke, kein halbwegs intelligenter Mensch wird den Hollocaust an sich in Frage stellen.
      Aber es gibt eben Menschen, die glauben an einen Hauptgewinn in einer Verlosung, an der sie nie teilgenommen haben, nur weil sie die Benachrichtigung über den Hauptgewinn, in ihrem Postkasten finden.

      Mit freundlichen Grüßen
      H. J. Weber

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    2. Micha at 22:10

      Also für mich ist Hörmanns darstellung teilweise vernünftig, ich bin weder Nazi noch halte ich das was ich glaube zu wissen (zumindest was mir in der Schule beigebracht und durch Recherchen angeeignet habe) für zwangsweise wahr. Wenn ich nun Hörmanns Argumentation folge, dann ist für ihn nur das wahr, was er selbst erlebt hat, alles andere ist je von Standpunkt des Zeitzeugen aus zu sehen, denn je nach Blickwinkel erlebt man eine andere Wahrheit. Insofern hat Hörmann nur gesagt, er wisse nicht genau was passiert ist, da Geschichte immer von den Siegermächten geschrieben wird, er glaube aber, das es Massenvernichtung usw. im 3. Reich gab. D.H. von seinem Standpunkt aus und nach seiner Überzeugung, kann er sich kein Urteil anmaßen über die Vergangenheit, da er es nicht selbst erlebt hat, aufgrund von Lehrmaterial, Selbstangeeigneten etc. neigt er aber dazu es zu glauben. Da dieser Mann ehrlich zu sein scheint und es wichtig für ihn ist für seine Überzeugungen einzutreten, wäre die Frage angebracht, ob er solche Mittel für geeignet hält seine Gesellschaftsreformen durchzusetzen, falls er da jedoch mit zweideutigkeiten antwortet, wäre für mich die Sache klar! Wenn er dann aber ein deutliches nein ohne wenn und aber suggeriert, ist es doch Wurst, das er sich in der Vergangenheit unsicher ist, sofern er es nicht als option für seine oder andere als Taten zuläßt. Für mich persönlich ist es doch nur interresant wozu ein Mensch fähig wäre … nicht was er von Dingen hält, wozu er nach seiner Überzeugung keine Antwort geben kann. Eine Andere Variante wäre gewesen ihn folgendes zu Fragen: „Wenn die Nazi für Sie erwiesen Massenvernichtung von Menschen im 3. Reich vollzogen hätten, wie stehen sie dazu?“ In diesem Fall könnte man seine Überzeugung dadurch umgehen und eine adequate Antwort erwarten. Doch jetzt weiss ich nichts über seine Einstellung zu 3. Reich und HC , nur zu seiner Überzeugung, das nur wahr ist was er erlebt. LG MIcha

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    3. Micha at 22:22

      Nachtrag, am fragwürdigsten finde ich die Aussage: „Die Ziele sind entscheident“ … da wäre noch meine Frage ob der Zweck die ALLE Mittel heiligt, falls er da mit ja antworten würde … dann wäre die Sachlage ebenso klar … Weiterhin könnte man ihn Fragen falls Mitstreiter von ihm gennte gesellschaftliche Ziel mit MItteln aus dem 3. Reich erreichen wollten, wie er dann daraufhin reagieren würde. …

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    4. JNK at 12:54

      Wissen ist ein Begriff wie jeder Andere, einfach ein Wort wie ein Container in den man bestimmte Dinge tut.

      (Bsp: Wenn man den Begriff Familie nie auf einen zeitlichen Rahmen begrenzt, kann man mit ewigem zurückführen auf Stammbäume genauso sagen, dass wir alle verwandt sind und du mein Cousin 7000ten Grades bist. Hallo Cousin)

      Wenn Studenten nie darüber nachgedacht haben, dass man das Wort Wissen als Container anders verwenden kann als es 99% machen (und dies nicht mal versuchen zu verstehen) und dadurch unrechtliche Suspendierungen eines Professors einleiten, empfehle ich jeden der ebenso dagegen inneren intensivsten und aufrichtigsten Widerstand empfindet und Gefährdung von Sichtweisen die dem Allgemeinwohl zugute kommen wahrnimmt das Bildungssystem so wie er kann zu ergänzen.

      In Schule (öff/privat),Uni, Vereinen, Medien(ö/P) etc.!!

      Mach was dafür, dass man einander versteht und offen sein kann!

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