Ursula Pidun


Vorläufig suspendiert – Interview mit Prof. Dr. Franz Hörmann

Prof. Dr. Franz Hörmann macht eigentlich durch Kritik am bestehenden Geldsystem von sich reden. Im Frühjahr 2012 kamen neue Schlagzeilen hinzu. Hörmann soll fragwürdige Äußerungen zum Holocaust getätigt haben und wurde mit sofortiger Wirkung vorläufig vom Dienst an der Wirtschaftsuniversität Wien suspendiert.

Prof. Franz Hörmann, machte in der Vergangenheit mit kritischen Ausführungen zum bestehenden Geldsystem von sich reden. Der Experte für Finanz- und Wirtschaftsfragen verblüffte durch Äußerungen, es gebe ein „systemisches Betrugsmodell einer Institution, der in unserem Wirtschaftssystem das Monopol zur Geldschöpfung über Kredite eingeräumt wird“. Im Frühjahr 2012 kamen neue Schlagzeilen hinzu.

Hörmann, der bis dato als habilitierter Betriebswirt zugleich pragmatisierter Bundesbeamter an der Wirtschaftsuniversität in Wien (WU) war, wurde Anfang des Jahres vorläufig suspendiert. Außerdem ermittelte die Staatsanwaltschaft aufgrund einer Anzeige der Universität. Hörmann wurde vorgeworfen, sich in einem bisher nicht veröffentlichten Interview für die eine Unizeitung relativierend zum Holocaust und der Existenz von Gaskammern geäußert zu haben. Außerdem wurde gegen ihn wegen des Verdachts des Verstoßes nach Paragraph 3h Verbotsgesetz ermittelt, das sich auf die Leugnung der Nazi-Verbrechen bezieht. Das Verfahren wurde inzwischen eingestellt. Wir haben nachgefragt. Im Gespräch mit Prof. Dr. Franz Hörmann.

Foto: Franz Hörmann

Herr Hörmann, seit Anfang des Jahres gibt es mächtige Turbulenzen rund um Ihre Person, die sich nicht mehr um das Geldsystem drehen, dafür aber ungeheuerlicher Natur sind. Was ist passiert?

Im Rahmen eines Interviews zum Thema „Geldsystem und Wirtschaftskrise“ stellte, völlig zusammenhanglos, einer der drei Studierenden die „Holocaustfrage“: „Wie ist Ihre Meinung zu Gaskammern?“ Da es überhaupt keinen inhaltlichen Zusammenhang zum vorhergehenden Gespräch sehr wohl aber verleumderische Gerüchte im Zusammenhang mit der von mir mitbegründeten ideologiefreien Bürgerplattform „Human Way“ gab, war mir sofort klar, dass es sich um den Versuch einer Intrige handelte. Ich erklärte daher, dass ich zu diesem Thema keine persönliche Meinung besäße, da ich mir eine Meinung nur zu Themen bilde, die mich inhaltlich interessieren und womit ich mich auch gerne beschäftige. Der Massenmord an Menschen, egal mit welcher Methode und unter welchem Regime, fällt jedoch nicht in mein Interessensgebiet.

Initialzündung der Turbulenzen war somit das Interview mit drei Redakteuren der Unizeitung „Standpunkte“?

Dies ist korrekt. Zwei junge Damen und ein junger Herr begannen ein sachliches Interview zum Thema „Geldsystem und Wirtschaftskrise“, in dessen Verlauf dann übergangslos mehrfach die „Holocaustfrage“ gestellt wurde. Nachdem ich erklärte, dass ich zu geisteskrankem Massenmord keine „Meinung“ besäße und weder Zeitzeuge noch Historiker sei, wurde nachgefragt, was ich darüber „wisse“. Sofort war mir klar, dass die Studierenden (der Volkswirtschaftslehre) keine Ahnung davon besaßen, dass es unterschiedliche Wissensbegriffe gibt.

Ich unterrichte an der Universität Linz jedoch Wissensmanagement und der Unterschied zwischen „Meinung“, „Vorurteil“ und unterschiedlichen Wissensbegriffen ist dort elementar und grundlegend. Daher erklärte ich, dass ein Wirtschaftswissenschaftler nicht empirisch arbeitet, zum Unterschied von einem Historiker, daher diese Fragen in den Wissensbereich der Historiker fallen und nicht eines Wirtschaftswissenschaftlers. Schließlich wurde noch eine dritte Frage gestellt, nämlich: „Gab es Gaskammern?“ Hierauf erklärte ich, dass die heutige Bezeichnung von Gebäuden bzw. Gebäuderesten nichts damit zu tun hat, was damals dort tatsächlich geschah oder auch nicht.

Wirkliche Holocaustleugner würden diese Frage jederzeit bejahen, dann jedoch abstreiten, dass diese Kammern zur Tötung verwendet wurden bzw. behaupten, dies hätte technisch überhaupt nicht funktioniert. In diesem Kontext verwies ich auf entsprechende in Österreich stattgefundene Prozesse und die Aussagen der jeweiligen Angeklagten. Zu diesen Verfahren müssten heute noch Unterlagen auffindbar sein, auf diese habe ich die Studierenden dann auch verwiesen. In der Interview-Mitschrift wurden dann einige dieser Zitate (z.B. auch die Aussage „diese Untersuchungen seien noch niemals ideologiefrei untersucht worden“) mir in den Mund gelegt.

Um welche Unizeitung handelt es sich und warum wurde das Interview bisher nicht veröffentlicht?

Diese Zeitschrift war mir davor kaum bekannt, die Mitschrift des Interviews wurde mir niemals zur Autorisierung vorgelegt. Da mir darin einige Zitate von Holocaust-Leugnern in den Mund gelegt wurden, hätte ich dieser verzerrten Darstellung auch niemals zugestimmt. Das Interview wurde auch niemals publiziert, jedoch zehn Wochen danach erschienen einige Sätze daraus in der Tageszeitung „Der Standard“. Meine Aufforderung zur Veröffentlichung einer Gegendarstellung gemäß Mediengesetz wurde schlichtweg ignoriert und ist zurzeit Gegenstand eines laufenden Verfahrens. Interessant wäre, wie diese Zeitung an dieses weder autorisierte noch publizierte Interview kam und ob es sich bei der Publikation nicht autorisierter Quellen um eine „Standardmethode“ der Journalisten handelt.

Das heißt, „der Standard“ hat keine Rückfragen bei Ihnen persönlich zum Sachverhalt gestellt?

Es erfolgten weder Rückfragen noch auch überhaupt eine Information. Ich wurde daher von der Veröffentlichung völlig überrascht. Es hat mich auch ehrlich erstaunt, dass mir seitens der Studentenzeitung die Mitschrift des Interviews niemals zur Autorisierung vorgelegt wurde, wie es sonst stets üblich ist, wenn ich solche Interviews gebe. Zunächst nahm ich an, dass die Veröffentlichung vielleicht auf eine spätere Nummer verschoben werden sollte, nach der Publikation der entstellten Sätze im „Standard“ war mir aber klar, dass ein Erscheinen in der Studentenzeitung offensichtlich von Anfang an nicht das wirkliche Ziel dieser Aktion war.

Die Wirtschaftsuniversität Wien teilte auf Anfrage mit, dass Ihre vorläufige Suspendierung, die „nach einem umfassenden Erhebungsverfahren, in dem Zeugen und auch Hr. Hörmann selbst ausführlich befragt wurden“, erfolgte. Warum konnten Sie im persönlichen Gespräch die Vorwürfe nicht restlos ausräumen?

Ich habe die Situation so wie hier umfassend geschildert und aufgeklärt. Ich verließ dieses Gespräch in der festen Überzeugung, die Sache damit „aus der Welt geschafft“ zu haben. Die Suspendierung traf mich daher wie ein Blitz. Sie ist meiner Meinung nach grundlos und willkürlich und hängt damit zusammen, dass ich in meinen Publikationen und öffentlichen Auftritten immer wieder die Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, die ja von sich selbst behaupten „normative Wissenschaften“ zu sein, als Pseudowissenschaften bezeichnet habe. Die Vorgabe von Regeln durch eine kleine Gruppe von Menschen für den Rest der Gesellschaft stellt für mich eben keine Aufgabe der Wissenschaft dar, sondern ist ein verstecktes Herrschaftsinstrument.

Die Vorwürfe wiegen schwer. Es soll demnach Äußerungen von Ihnen gegeben haben, die Frage des Genozids zur Zeit des Nationalsozialismus sei „nicht endgültig geklärt, da es keine objektive und ideologiefreie Diskussion über diese Frage gab“. Angeblich haben Sie auch geäußert, Sie hätten „keine Meinung zu Gaskammern.“ Wurden Sie korrekt zitiert?

Nein. Korrekt ist, wie gesagt, dass ich keine „Meinung“ zu Gaskammern besitze. Als Meinung definiere ich nämlich eine Überzeugung über Themen, die mich inhaltlich interessieren und mit welchen ich mich daher gerne und kompetent beschäftige. Der Massenmord an Menschen, egal mit welcher Methode und unter welchem Regime, widert mich an und interessiert mich nicht. Darüber hinaus fällt dies auch nicht in meine Kompetenz, ich bin weder Historiker noch Zeitzeuge. Der Satz „der Genozid sei nicht endgültig geklärt“ entstammt einem Zitat eines Holocaust-Leugners und wurde mir, vorsätzlich oder irrtümlich, in den Mund gelegt. Irritiert hat mich am Ende des Interviews, dass, als der Studierende mich in eine technische Diskussion über Gaskammern verstricken wollte, die ich mangels Kompetenz verweigerte, er von einer seiner Kolleginnen mit den Worten: „Jetzt hör‘ schon auf, wir haben ja schon, was wir brauchen!“ unterbrochen wurde.

Was genau meinen Sie damit, wenn Sie sagen, dass Sie sich für Massenmorde der Menschheitsgeschichte nicht interessieren? Sie zählen als Hochschulprofessor zur Bildungselite. Interesse (wissenschaftlich, empathisch, beurteilend etc.) wird zu solchen Themen ganz selbstverständlich vorausgesetzt. Oder definieren wir ggf. auch den Begriff „Interesse“ unterschiedlich?

Selbstverständlich sind mir die Ereignisse der damaligen Zeit bekannt, immerhin trage ich im Rahmen der Lehrveranstaltungen zum Wissensmanagement auch Viktor Frankl, Ludwik Fleck und Erich Fromm vor und kenne ihre diesbezüglichen Berichte. Solche Ereignisse sind schrecklich und für Individuen wie Personengruppen traumatisierend. Die Darstellungen traumatisierter Personen sind aber selbstverständlich von anderen, noch dazu in späteren Generationen, nicht wirklich in ihrer Schwere und vollen Bedeutung nachvollziehbar. Abgesehen davon ekele ich mich tatsächlich vor Gewalt an Menschen, daher habe ich mir auch nie den Film „Killing Fields“ oder die Wanderausstellung plastifizierter Leichen angesehen, beides wurde mir im Freundeskreis wärmstens empfohlen.

Ich lehne Gewalt in jeder Form und unabhängig von politischer Ideologie ab und ekele mich davor. Genau das meine ich damit, wenn ich sage, dass ich mich dafür nicht interessiere. Aus wissenschaftlicher Sicht handelt es sich aber dennoch lediglich um indirekte Kenntnisse und nicht um originäres Wissen, da ich ja, wie bereits erwähnt, weder Historiker noch Zeitzeuge bin. Großes Interesse hege ich hingegen für die Vermeidung von Gewalt, so stellt z.B. die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg ebenfalls einen fixen Bestandteil in meinen Lehrveranstaltungen zum Wissensmanagement dar.

Die Frage des Genozids ist geklärt. Unzählige Beweise, Zeitzeugen, Opfer, wissenschaftliche Belege, Filmaufnahmen, Justizrecherchen- und Urteile sowie Schuldeingeständnisse und vieles mehr stellen dies unverrückbar unter Beweis. Soweit ich Sie richtig verstehe, definieren Sie „Wissen“ allerdings anders, nämlich im Sinne eines „konstruktivistischen Wissensbegriffs“?

Der Wissensbegriff, den ich im Rahmen meiner wirtschaftswissenschaftlichen Forschungen verwende, ist ein konstruktivistisch/originärer. Dies bedeutet, dass darunter nur Inhalte fallen, die aus fachlich kompetenter Recherche bzw. eigenem Erleben stammen. Da ich aber weder Historiker noch Zeitzeuge bin, kann ich im Rahmen dieses Wissensbegriffes zur Frage des Holocaust auch keine Aussagen machen. Wie ich u.a. auch in einer Nachrichtensendung erklärt habe, widerspreche ich aber auch weder den Historikern noch den Zeitzeugen. Wenn ich ihren Aussagen vertraue, dann handelt es sich aber um meine Überzeugung, meinen Glauben bzw. einen anderen, populären Wissensbegriff. Dass man aus der bloßen Existenz unterschiedlicher Wissensbegriffe in diesem Kontext eine Anklage konstruiert hat, stößt z.B. in der Community des Wissensmanagements flächendeckend auf Unverständnis.

Der Holocaust ist kein zulässiges Beispiel für erkenntnistheoretische Diskussionen.

Der Holocaust ist zunächst kein Thema im Rahmen eines Interviews zu „Geldsystem und Wirtschaftskrise“. Wir müssen uns doch fragen, wie die drei jungen Leute überhaupt auf die Idee kamen, völlig ansatzlos diese absurden Fragen zu stellen. Für mich ist es sonnenklar, dass es sich um eine Intrige gegen einen kompetenten Kritiker des Geldsystems und der Wirtschaftswissenschaften handelt, der mit seiner Kritik leider den Kern des Problems getroffen hat und dies auch in allgemeinverständlicher Sprache darlegen kann.

Sie weichen meiner Aussage zu erkenntnistheoretischen Diskussionen in Hinblick auf den Holocaust bewusst aus?

Keinesfalls. Die schrecklichen Erfahrungen traumatisierter Personen bzw. Generationen sind für mich aber kein Instrument seine platte „political correctness“ zu demonstrieren, indem man sich z.B. über die, gerade in den Wirtschaftswissenschaften extrem wichtigen, Unterschiede zwischen „Meinung“, „Vorurteil“ und unterschiedlichen Wissensarten hinwegsetzt. Hätte ich in der Situation einfach gelogen und eine (die politisch gewünschte) „Meinung“ geheuchelt oder, wissenschaftlich im Kontext der Wirtschaftswissenschaften unangebracht, von „Wissen“ gesprochen, dann hätten diese drei Studierenden, aber auch alle Menschen, die später durch die Medien davon erfuhren, niemals erkennen können, dass diese Begriffe, nicht nur in diesem sondern auch in vielen anderen Zusammenhängen, in den Wirtschaftswissenschaften bewusst zur Täuschung der Öffentlichkeit missbraucht werden.

„Wissen“ ist in diesem Kontext nämlich immer nur eine Konstruktion von kleinen Machtgruppen, die der restlichen Bevölkerung aufgrund dieser Macht vorgegeben wird. Nur der persönliche Glaube ist hingegen frei und besitzt daher, im Vergleich zum Wissen, auch weit höhere Bedeutung. Meine Rolle als Universitätslehrer bzw. als öffentlich Bediensteter erforderte daher von mir dieses politisch unangepasste und für mich persönlich riskante Verhalten.

Es wird Ihnen unter anderem vorgeworfen, Gründer und Vorsitzender einer Partei zu sein, die Beobachtern suspekt erscheint. Welchen Herausforderungen stellt sich die Partei, sodass sie eine derartige Kritik einfährt?

Bei „Human Way“ handelt es sich um eine ideologiefreie Bürgerplattform. Wir versuchen dort durch Kooperation Sachprobleme der Gesellschaft zu lösen, wobei Ideologie, Religion, ethnische oder soziale Herkunft etc. im Privatbereich verbleiben, dort auch toleriert und respektiert werden, jedoch im Rahmen der sachlichen Problemlösungen nicht thematisiert werden. Der Umstand, dass wir in der Lage sind, mit allen friedliebenden Menschen, egal aus welchem politischen Lager sie stammen oder welcher religiösen Gesinnung sie angehören, erfolgreich zu kooperieren alarmiert die offizielle Politik, denn damit wird die vorsätzliche Spaltung der Bevölkerung erfolgreich überwunden.

Es gibt zudem Vorwürfe, Sie würden in dieser Partei praktisch jeden und jede Meinung tolerieren, eben auch Randpositionen und ggf. sogar Stimmen, die rechtslastige Inhalte verbreiten?

Im Rahmen unserer ideologiefreien Bürgerplattform werden natürlich keine ideologischen Inhalte verbreitet, das wäre ja ein Widerspruch in sich. Es ist korrekt, dass Menschen mit „rechter“ ebenso wie solche mit „linker“ Gesinnung bei uns Mitglieder sind und erfolgreich zusammenarbeiten. Dazu bedarf es einer bestimmten Geisteshaltung und auch eines entsprechenden Trainings. In etlichen österreichischen Gemeinden wird aber der fraktionsübergreifende Konsens im Gemeinderat schon seit Jahren erfolgreich praktiziert, was die etablierten Parteien natürlich sehr stört, da man daran sehr schön erkennen kann, dass zur Lösung von Sachproblemen nur das offene Gespräch zwischen Betroffenen und Fachleuten erforderlich ist, „politische Meinungen“ bzw. Ideologien sind dabei zumeist nur Störfaktoren.

Die Frage ist sicher auch, wie weit diese „Toleranz“ geht und in wieweit auch extreme Links- oder Rechtsaußenpositionen toleriert und respektiert werden.

In einer liebevollen, humanen Gesellschaft ist radikale Toleranz gefordert. Ich zitiere hier den Klassiker „Die Liebe – Psychologie eines Phänomens“ des Psychologen Peter Lauster: „Liebe ist Getrenntheit ohne Angst vor dem anderen, es entsteht eine Gemeinsamkeit, die über Ideologien steht und den anderen nicht verändern will, sondern ihn respektiert, auch wenn er Ideologien äußert und man selbst andere Ideologien vertritt oder frei von jeder Ideologie ist.“ (S 117)

Es macht eben einen Unterschied, ob wir diskutieren oder handeln. In Gedanken und Gesprächen sollte eben wirklich jeder Standpunkt toleriert – ihm aber durchaus im Gespräch auch widersprochen – werden. Oder nehmen wir das Zitat von Voltaire: „Ich mag verdammen was Du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“ Schließlich entspricht dieser Standpunkt der völligen geistigen Toleranz und des offenen, respektvollen Gesprächs auch dem Ideal der offenen Gesellschaft von Sir Karl Popper.

Aber alle diese sinnvollen Ansätze sind in der heutigen Gesinnungsdiktatur der „political correctness“ leider in Vergessenheit geraten, denn wo die tolerante, offene Kommunikation endet, dort wuchert im Verborgenen bereits die Gewalt. Die Idee eines auf Gewalt gestützten Regimes ist aus humaner Sicht nämlich völlig absurd und in einer offenen Diskussion so eindeutig widerlegbar, dass nie wieder ein Despot mit so einem Ansatz die Bevölkerung verführen könnte. Ich frage mich, was wohl die Gründe sind, weshalb dies nicht geschieht, sondern diese krankhaften Ideologien gesetzlich tabuisiert und damit vor der öffentlichen Demaskierung und Widerlegung geschützt werden.

In einem Video äußern Sie, dass Ihre neu gegründete Partei u.a. „eine neue Gesellschaft entwickeln“ will. Zur Realisierung möchten Sie sogar einige kluge Köpfe aus dem bestehenden System herauskaufen und mit der Ausarbeitung und Ausführung dieser Aufgabe betrauen. Irgendwie macht das hellhörig.

Die ideologiefreie Bürgerplattform „Human Way“ verzichtet auf Mitgliedsbeiträge und lebt daher nur von Spenden. Unsere Spender verstehen ganz genau, dass wir uns auf eine neue Gesellschaft zu bewegen, in der durch die Bezahlung von Geldbeträgen keine inhaltliche Lenkung mehr bewirkt werden kann. Wer uns finanziell unterstützt weiß daher, dass wir uns nicht im Sinne des konventionellen Lobbyings „kaufen lassen“, sondern dass durch diese Spenden eine bessere Gesellschaft für alle Menschen, in der Kooperation und Harmonie herrschen und nicht Kampf und Gier, entsteht.

Die Kooperation auf Augenhöhe wird die neue Kommunikationsform, weshalb wir bei „Human Way“ auch Mehrfachmitgliedschaften in anderen politischen Parteien akzeptieren und sogar fördern. Unser Ziel ist nicht das Erlangen von Mehrheiten, Macht oder Einfluss, im Kampf gegen andere politische Gruppierungen, sondern wir wollen die anderen politischen Parteien dialogfähig machen und ihnen die Vorteile von Kooperation und liebevoller Kommunikation nahebringen.

Solche tolerierten Mehrfachmitgliedschaften könnten ja auch dazu dienen, die Ideologien geschickt unterzustreuen.

Zur Erinnerung: „Human Way“ ist eine ideologiefreie Bürgerplattform. Ideologien sind geistige Strukturen, die in politischen Bewegungen von Ideologen entworfen und dann top-down den Mitgliedern als Abgrenzungskriterium vorgeschrieben werden. Damit wird vorsätzlich die Bevölkerung gespalten, nach dem Motto „divide et impera“, also „teile und herrsche“. Wenn aber keine solchen Denkbarrieren verordnet und unterschiedliche Standpunkte offen und respektvoll diskutiert werden, noch dazu nur dort, wo sie aus rein sachlichen Gründen thematisch auch gerechtfertigt sind und dabei auch noch die Regeln der gewaltfreien Kommunikation eingehalten werden, dann werden Ideologien mangels Anwendungsbereich einfach verschwinden. Probleme der Bevölkerung wurden nämlich noch nie mittels einer Ideologie gelöst, sehr wohl aber wurden die Massen damit manipuliert und gegeneinander aufgehetzt.

Sollten Impulse zu fundamentalen Veränderungen – sofern überhaupt erwünscht – nicht besser von der Gesellschaft selbst ausgehen und Politik schafft dann angemessene Rahmenbedingungen?

Die Legende der „Schaffung von Rahmenbedingungen“ hat weltweit die Politik entmachtet und die Gesetzgebung in die Hände privater Unternehmer gelegt. Dadurch wurde eine Gesellschaft geschaffen, in der nun die Gesetze im Auftrag der Lobbies von privaten Rechtsanwaltskanzleien geschrieben werden und Parlamente sie einfach als „alternativlos“ durchwinken. Von „der Gesellschaft“ können leider keine Veränderungen ausgehen, da der Großteil der Menschen durch ein politisch autoritäres Schul- und Bildungssystem, in dem durch Einzelbenotung und Auswendiglernen verständnislose, konkurrierende Egoisten produziert werden, manipuliert wurde und daher weder die wahren Probleme noch die sich nun bietenden Chancen erkennt.

Den Wunsch nach einer radikalen Umwälzung der Gesellschaft stellen Sie in dem Video recht dezidiert. Sind Sie tatsächlich so umfassend unzufrieden mit der Gesellschaft, wie sie sich Ihnen derzeit präsentiert?

Durch das materialistische Geldsystem werden Gier und Kampf ins menschliche Bewusstsein programmiert. Sämtliche Institutionen unserer heutigen Gesellschaft sind budgetären Zwängen unterworfen wodurch Bildungs-, Gesundheits-, Energieversorgungs- und auch die meisten anderen Systeme zum Scheitern verurteilt sind. Wenn man aber erkennt, dass es sich bei unserem „Geld“ in Wahrheit nur um völlig wertlose Zahlen handelt, die ohne jede Deckung in den Computern der Banken erfunden werden, dort aber stets als verzinste und dinglich besicherte Schuld eines Kreditnehmers entstehen, sodass für die Bezahlung der Zinsen niemals das Geld erzeugt wird, somit Zinsen immer nur mit neuen Schulden „bezahlt“ werden können, dann ist auch sofort erkennbar, dass weder dieses System noch die sogenannten Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, welche diese absurde Vorgangsweise nicht nur autorisieren und legitimieren sondern geradezu „esoterisch verbrämen“ langfristig fortbestehen können. Es wächst damit auch die Überzeugung, dass das friedliche Überleben der nächsten Generationen nur in einem anderen Gesellschaftssystem gewährleistet ist.

„Die Gesellschaft“ – das ist ein sehr verallgemeinernder Begriff für eine Vielzahl an Individuen, von denen der größte Teil sicher in der Lage ist, sich selbst zu managen?

Leider sind heute nur die wenigsten Menschen in der Lage autark zu überleben. Die Vorräte der Supermärkte reichen gerade einmal für 2-3 Tage. Wenn der Treibstoff für LkW für einen längeren Zeitraum ausfällt oder z.B. die Elektrizität (die Pumpen der Tankstellen werden mit elektrischem Strom betrieben), dann ist schon einmal die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung gefährdet. Wir wissen, dass in besonderen Kältephasen auch in den Großstädten hier bei uns zahlreiche Menschen erfrieren, weil sie sich keine Heizung leisten können oder überhaupt obdachlos sind.

Solche Zustände sind eine Riesenschande und es ist mir einfach unmöglich, dabei tatenlos zuzusehen. Davon abgesehen nehmen Depressionen und Süchte in einem erschreckenden Ausmaß zu, Burn-Out durch Stress wird für viele Menschen zum Dauerzustand, es gibt Mütter, die ihre Kinder krank in den Kindergarten bringen, weil sie es nicht wagen dem Arbeitsplatz fern zu bleiben. Durch die Ausbeutung im Raubtierkapitalismus in Kombination mit den gezielten Abhängigkeiten und Süchten zur Konsumsteigerung schaffen es die meisten Menschen eben nicht mehr, sich „selbst zu managen“.

Meine Frage bezog sich nicht auf die Daseinsvorsorge und mögliche Mängel, die eintreten könnten. Es geht um (eine weitere) Ideologie, die Menschen aufgestülpt wird, wenn Sie – wie Sie es selbst sagen – die Gesellschaft massiv verändern möchten.

Die von „Human Way“ angestrebte Veränderung der Gesellschaft basiert, wie ja schon die Bezeichnung „ideologiefreie Bürgerplattform“ klarstellt, eben nicht auf einer Ideologie, einer top-down verordneten Denkschablone als Abgrenzungskriterium im Kontext der Stimmenmaximierung in einem stupiden Nullsummenspiel. Wir zielen auf die Herzen der Individuen, darauf, dass wir im Mitmenschen auch uns selbst erkennen, und wahrnehmen, welche emotionalen Befindlichkeiten und Notlagen das Denken, Fühlen und Handeln unserer Brüder und Schwestern steuern bzw. beschränken. Nach den Grundlagen des von Kenneth J. Gergen entwickelten „Sozialen Konstruktivismus“ sind wir nämlich gemeinsam immer in der Lage, ein soziales System zu entwickeln, das zur Zufriedenheit aller funktioniert, vorausgesetzt die beteiligten Personen verfügen über eine ausreichende Anzahl von Freiheitsgraden.

In der heutigen Gesellschaft ist aber gerade dies nicht der Fall, da wir überall von äußerst rigiden Normen eingeschränkt werden, die im Kern nur jene bevorzugen, welche diese Regeln für die gesamte Bevölkerung jedoch nur zum eigenen Vorteil entwickelt haben. Emotionale Intelligenz, d.h. die Fähigkeit mit den eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer angemessen umzugehen, sowie soziale Intelligenz, die Fähigkeit mit allen Menschen egal welcher Herkunft und Denkweise, konstruktiv und empathisch zu kommunizieren sollten eben am Anfang des Bildungswegs vermittelt werden. Fachlich hervorragend ausgebildete Personen ohne emotionale und soziale Kompetenz sind für die Gesellschaft eine große Gefahr, jedoch genau das, was im heutigen politischen System von den Bildungsinstitutionen in Massen „produziert“ wird. Hier wird niemandem etwas „aufgestülpt“, sondern die Bevölkerung zu Mitgefühl und eigenständigem Denken erweckt.

Wenn Sie gleich zwei derart umwälzende Projekte wie das Geldsystem aber auch die bestehende Gesellschaft verändern möchten, dann gibt es jede Menge Widerstand und auch Gegner. Sehen Sie Zusammenhänge in Hinblick auf Ihre Turbulenzen?

Eine Veränderung des Geldsystems (konkret der Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen) setzt ja gerade ein anderes Bewusstsein und damit eine sich daraus ergebende andere Gesellschaftsform voraus. Wenn wir Kooperation statt Konkurrenz, liebevolle Unterstützung statt profitgetriebener Ausbeutung wirklich leben wollen, dann kann das nur aus innerer Überzeugung und nicht durch Zwang und Bestrafung geschehen. Jene Personengruppen, die bisher dachten vom bestehenden System besonders zu profitieren, erkennen heute selbst, dass diese Gesellschaftsform nicht überlebensfähig ist und entweder in Gewalt und Chaos enden oder aber durch inneres, geistiges Wachstum und ehrliche Kooperation überwunden werden wird. Gehirnforscher haben zudem längst nachgewiesen, dass Kommunikation auf Augenhöhe, selbstbestimmte Tätigkeit und liebevolle Zuwendung wesentlich stärkere und nachhaltigere Glücksgefühle erzeugen als der Drogen- und Konsumrausch der sogenannten Spaßgesellschaft.

Anfang des Jahres hat sich dann auch Ihr Co-Autor der Publikation „Das Ende des Geldes“, Dr. Otmar Pregetter von Ihnen distanziert. Aus den gleichen Gründen wie die Wirtschaftsuniversität Wien?

Otmar Pregetter steht leider ideologisch „links“ und ist nicht bereit, das Nullsummenspiel der Gesellschaft zu überwinden. Die Kooperation mit Menschen aus der sogenannten Elite ist für ihn ebenso unmoralisch wie die ideologiefreie Zusammenarbeit mit Menschen aus allen politischen Lagern. Sein einziger Vorschlag zur Überwindung der Krise sind Vermögensteuern und andere Umverteilungsmaßnahmen „von Reich zu Arm“ im bestehenden Geldsystem (also die Beibehaltung des Nullsummenspiels bei gleichzeitiger Enteignung der Vermögenden). Dies halten die Mitglieder von „Human Way“ für keine gute Idee, da wir allen Menschen ihren gefühlten Lebensstandard nach Möglichkeit weiterhin bewahren wollen, zugleich aber die ärmeren Schichten so schnell wie möglich an den Mittelstand heranführen und diesen gegen ein Absinken absichern wollen.

Im Rahmen eines Nicht-Nullsummenspiels (zins- und schuldfreie Geldschöpfung auf demokratischer Basis in transparenter Kooperation) ist dies jederzeit möglich. Wer sich heute laufend aus ideologischen Gründen von Personen oder Personengruppen distanziert und nicht ideologiefrei und kooperativ mit allen friedliebenden Menschen Sachprobleme lösen kann, ist den aktuellen Herausforderungen leider auch nicht gewachsen.

Wie war das Verhältnis zu Kollegen und Studenten an der Uni, bevor es zu diesem Eklat gekommen ist? War von „geschätzt“ bis „verflucht“ alles dabei und wenn ja in welchem Verhältnis?

Zu den Studenten, ich meine damit jene, die tatsächlich meine Lehrveranstaltungen besuchten und nicht die drei Redakteure, die ja Volkswirtschaftslehre studieren und daher niemals an meinen Lehrveranstaltungen teilgenommen haben, war und ist mein Verhältnis immer hervorragend. Viele von ihnen haben aufgrund der Erkenntnisse, zu welchen ich ihnen verholfen habe, sogar die Studienrichtung gewechselt oder andere wesentliche Lebensentscheidungen getroffen, als sie erkannten, wie wir in diesem politischen System gezielt manipuliert und belogen werden. Dies betrifft aber die Disziplinen Rechnungswesen bzw. Wissensmanagement und keinesfalls Volkswirtschaftslehre, welche ich auch nicht unterrichte, da es sich dabei, meiner Meinung nach, um eine bloße Pseudowissenschaft handelt, deren mathematische Grundlagen von George J. Stigler im „Journal of Political Economy“ bereits 1957 widerlegt wurden.

Ihr einziger Nutzen besteht in der Täuschung der Bevölkerung bzw. der Politiker. Benjamin Ward hat in dem Werk „Die Idealwelten der Ökonomen“ ja schon 1986 nachgewiesen, dass Volkswirte, je nachdem welcher politischen Ideologie sie anhängen, für ein und dasselbe Problem, zu jeweils völlig unterschiedlichen Lösungsansätzen gelangen, wobei der Weg dieser Ableitung methodisch völlig korrekt ist (sie handeln also „wissenschaftlich“), nur die ideologische Ausgangsbasis ist jeweils eine ganz andere. Wer Volkswirtschaftslehre studiert, wird daher, ohne dies selbst bewusst wahrzunehmen, immer subtil mittels Ideologie manipuliert, daher mache ich den drei Redakteuren auch keine Vorwürfe, da ich in ihnen Opfer und keine Täter sehe.

Das Verhältnis zu meinen Kollegen der Professorenschaft, also den anderen Habilitierten an der Wirtschaftsuniversität, bewegte sich zwischen herzlich – gegenüber denjenigen, die meinen radikalen aber stets toleranten Standpunkt verstanden – und korrekt – gegenüber jenen, die befürchteten, meine Theorien und Publikationen könnten ihre Geschäftsmodelle gefährden. Doch auch in diesen Fällen sah und sehe ich diese Personen stets als Opfer des Systems, die es entweder noch nicht durchschaut haben oder noch keine Möglichkeit für Alternativen kennen, und niemals als Täter, die sich auf Kosten anderer vorsätzlich bereichern.

Von jenen Studenten, die tatsächlich meine Veranstaltungen besuchten, haben nach meiner Erfahrung 85 bis 90 Prozent sehr schnell erkannt, dass ich ihnen für ihr weiteres Leben wirkliche Hilfestellungen bieten wollte, anstatt sie einfach nur durch einen unpersönlichen Notenraster zu „pressen“, und sie waren von der Demaskierung und den originellen Vorschlägen zur Neugestaltung mitunter so begeistert, dass einige von ihnen mich heute noch aktiv unterstützen. In der Professorenschaft liegt der Begeisterungsanteil sicherlich viel niedriger, vielleicht bei 5 bis 15 Prozent, der Rest anerkannte aber stets, dass ich ihre Geschäftsmodelle zwar aus theoretischer Sicht angreife und auch widerlegen kann, ihnen ihre unwissenschaftliche Praxis jedoch niemals persönlich zum Vorwurf gemacht habe.

Wenn Sie alle Vorfälle einmal zusammenfassen, die in diesem Jahr über sie hereingebrochen sind, welches (möglichst) objektive Fazit würden sie ziehen?

Der Versuch mich als kompetenten Kritiker unseres Geld- und Gesellschaftssystems durch Intrigen und Verleumdungen mundtot zu machen ist bravourös missglückt und führte zu einer peinlichen Blamage der Universitätsleitung der Wirtschaftsuniversität Wien. Meine Behauptungen, dass ein verzinstes Schuldgeldsystem zum Scheitern verurteilt ist und die Wirtschaftswissenschaften, wenn sie nach wie vor das Fiat-Geldsystem ignorieren oder sogar rechtfertigen wollen, nur den Status von Pseudowissenschaften einnehmen, werden inzwischen auch schon von Medien des Mainstream bestätigt. Durch die Gründung einer ideologiefreien Bürgerplattform unter Beiziehung von ausgewiesenen Experten zur ideologiefreien Kooperation habe ich zudem bewiesen, dass eine andere Form von Politik möglich ist, die den Menschen wieder eine positive Zukunftsperspektive bieten kann. Aus diesem Grund handelt es sich, aus meiner Sicht, wohl um das bisher erfolgreichste Jahr meiner wissenschaftlichen und gemeinschaftsfördernden Tätigkeit.

Im Juli 2009 habe ich ein Interview mit dem damaligen Honorarprofessor Dr. Michael Vogt geführt. Er wurde ebenfalls von der Uni suspendiert. Vogt wurde durch Recherchen von Studenten dem rechten Lager zugeordnet. 2011 hat eben dieser Dr. Michael Vogt ein langes Video-Interview mit Ihnen geführt. Sehen Sie Parallelen und tauschen Sie sich darüber aus?

Die Causa des Kollegen Vogt ist mir im Detail leider nicht bekannt und wir haben darüber auch nicht gesprochen. Es ist aber eine bekannte Tatsache, dass unbequeme Kritiker mit schöner Regelmäßigkeit durch Verleumdung „dem extrem rechten Lager“ zugerechnet werden. Dies hat ja, nebenbei bemerkt, unlängst auch Prof. Schachtschneider erfahren müssen. In der aufgeklärten Bevölkerung, also bei denjenigen Menschen, die selbst die Verantwortung für ihre Meinungsbildung übernehmen und eigenständig jene Quellen recherchieren, die sie auch für vertrauenswürdig halten anstatt einfach nur die manipulativen Inhalte der Massenmedien zu konsumieren, werden solche Aktionen überhaupt nicht mehr ernst genommen und sorgen nur noch für Belustigung.

Haben Sie ggf. auch ein wenig Verständnis für die Entscheidung der Universitätsleitung, die im Zweifel immer dem Schutz der Studenten verpflichtet ist und dies durchaus auch vorsorglich?

Ich halte die Vorgangsweise für kurzsichtig und verantwortungslos. Die Suspendierung erfolgte völlig grundlos, da ich meine – von der Staatsanwaltschaft übrigens als vollkommen gesetzeskonform qualifizierten – Aussagen ja auch dem Rektor gegenüber exakt dargelegt habe. Ich verließ dieses Hearing, wie gesagt, am Freitag auch in der festen Überzeugung alle Missverständnisse ausgeräumt zu haben und war von der dann unmittelbar am nachfolgenden Montag ausgesprochenen vorläufigen Suspendierung auch völlig überrascht. Wenn eine Universitätsleitung auf absurde Weise politische Polarisierung fördert anstatt die wahren Ursachen der aktuellen Krise in den Hörsaal zu bringen, dann zeigt uns das in wessen Interesse sie handelt: gewiss nicht im Interesse der Studierenden!

Sind Sie überzeugt davon, dass Sie am Ende doch noch gebührend Entlastung finden?

Diese Entlastung hat, durch die sofortige Einstellung der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft, ja bereits stattgefunden. Die erhobenen Vorwürfe waren von Anfang an absurd und gründeten sich lediglich auf aus dem Zusammenhang gerissene und nicht korrekte Zitate in der Tageszeitung „Der Standard“, die ein von mir nicht autorisiertes und niemals veröffentlichtes Interview als „Quelle“ verwendet hat. Wer mein Buch „Das Ende des Geldes“, das auf meiner Website www.franzhoermann.com nunmehr übrigens kostenlos als PDF-Datei heruntergeladen werden kann, gelesen oder meine Vorträge auf YouTube gesehen hat, der weiß, dass ich ein durch und durch ideologiefreier Mensch bin und mir keinerlei Sympathien für die Verbrechen eines geisteskranken Regimes nachgesagt werden können. Ich finde es aber ebenso absolut skandalös, wenn man die Gefühle der damals traumatisierten Generationen heute noch dadurch missachtet, dass man die damaligen Ereignisse für so gemeine Vorhaben wie Rufschädigung missbraucht!

Verweise:

  • Causa Franz Hörmann – ein gesellschaftliches Problem?
  • WU bereitet rechtliche Schritte gegen Hörmann vor
  • Occupy ringt um Position zu Rechten und Sektierern
  • Franz Hörmann vorläufig suspendiert
  • Vorläufig suspendiert – Interview mit Prof. Dr. Franz Hörmann
  • Interview mit Redakteuren der Unizeitung „Standpunkte“ WU Wien zur vorläufigen Suspendierung von Prof. Dr. Franz Hörmann
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    Das Interview führte Ursula Pidun
    Fotoquelle: F. Hörmann

    Source: Prof. Dr. Franz Hörmann zur Suspendierung

    7 Responses to Vorläufig suspendiert – Interview mit Prof. Dr. Franz Hörmann

    1. Heinz Buchholz at 20:08

      Dieses Gespräch sollte wegen seiner sicheren Aussage und folgerichtigen Denkungsart weite Verbreitung finden. – Und noch mehr die Arbeit dieses Mannes.

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    2. Guido Schädel at 11:18

      Ich bewundere solche Menschen wie Sie. Leider gibt es viel zu wenige. Ich bin zwar kein Professor, aber Zurückhaltung gibt es bei mir auch nicht. Es ist erschreckend, wie man in der Öffentlichkeit angelogen wird und gleichzeitig im Fernsehen immer wieder schöne Sommermärchen erzählt werden.
      Ich wünsche Ihnen ganz viel Stärke, dass Sie so weiterhin ihren Mann stehen.
      In diesem Sinne sage ich, „Hut ab vor solchen Menschen“

      Ganz viele Grüße

      G. Schädel

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    3. Bastian Barucker at 14:02

      Hallo und vielen Dank für das Interview. Ich habe auch das Interview mit Herrn Jebsen gesehen und fand es sehr bereichernd. Die Suspendierung, wie sie hier geschildert wird, klingt sehr fadenscheinig. Alles Gute und Danke

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    4. Horst Schaller at 23:28

      Bin völlig geplättet, dass Prof. Hörmann an der Uni Wien suspendiert ist. Halte ihn für einen wesentlichen Vertreter derjenigen, die das derzeitige Geldsystem nicht nur analysieren sondern nach künftige Lösungswege suchen. Damit wird er sicher gefährlich für die Spielkasino-Geldspieler.
      Was mich wundert ist, dass er so unversehens bei einer fachlichen Geldfragen-Diskussion in eine Holocaust-Leugner-Falle tappte.
      Sich in eine dogmatische Wissensdiskussion einzulassen, um dabei herzuleiten, dass der als Wissen verkaufte political correctness – Glaube – statt echtes Wissen – auch zum System der Verblödung der Öffentlichkeit in Geldfragen führt, ist doch etwas gewagt für eine Überzeugung einer breiten Mehrheit.
      Ich wünsche ihm, dass die über ihn urteilenden Juristen sich etwas näher mit seinen wissenstheoretischen Ansätzen auseinandersetzen, als er dieser und meiner Zunft wohl zutraut.

      Felix Martin-s Geld – Analyse hat mich an ihn wieder zurückgeführt; er gehört in den Lehr – und Forschungsbetrib zurück.

      PS: Seine Aussagen zu Ufos und Außerirdischen (http://vimeo.com/49544475) scheint mir auch stärker auf Glauben an Zeugenaussagen und intuitiven – also stark glaubensgeprägtem Wissen zu beruhen als auf konstruktiv-naturwissenschaftlich hergeleiteter Erkenntnis.

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    5. Gabriele Wahl at 12:26

      Auf der Suche nach friedlichem gesellschaftlichen Wandel bin ich auf dieses Interview aufmerksam geworden. Ich habe große Hochachtung vor Menschen mit Zivilcourage und damit vor Prof. Hörmann! Eine Meinungsdiktatur durch den Mainstream verhindert geradezu die Entwicklung von Alternativen zu den gegenwärtigen skandalösen Zuständen weltweit. Wie kommt es z.B., dass die gern als vorbildliche Demokratie dargestellten USA in mehr Kriege verwickelt sind und den Tod von mehr Menschen zu verantworten haben als die Vertreter der sogenannten ‚Achse des Bösen‘? Wir leben bereits in einer Diktatur, Wirtschaftsdiktatur der Großkonzerne, Finanzdiktatur der Großbanken, Meinungsdiktatur der großen Medienkonzerne und wollen es nicht wahrhaben. Was nützt uns noch unser Wahlrecht?

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    6. Pingback: Vorläufig suspendiert – Interview mit Prof. Dr. Franz Hörmann | wisnet

    7. Heinz Buchholz at 14:42

      Wir leben in einem Zeitabschnitt, in dem eine Suspendierung zu einer Auszeichnung wird. Ich gratulieren und ich wünsche mir mehr „Übereinstimmung von Vorstellung und Wirklichkeit“ in der Gesellschaft.

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