Dr. Alexander Krüger


EZB steht Gewehr bei Fuß

Die EZB hat ihren Ausblick für unverändert bleibende Leitzinsen heute um ein halbes Jahr verlängert. Damit, aber auch in ihren neuen Projektionen signalisiert sie einen mindestens auf dem aktuellen Niveau bleibenden Expansionsgrad. Dass die EZB die Zinskondition für die neuen Langfrist-tender leicht erhöht hat, stellt die Geldpolitik nicht in ein anderes Licht.

Foto: matthi / Clipdealer.de

Die Leitzinswende lässt weiter auf sich warten. (Foto: matthi / Clipdealer.de)

Auf ihrer Ratssitzung in Litauen hat die EZB ihren Geldpolitischen Ausblick heute geändert. Sie geht nun davon aus, „dass die EZB-Leitzinsen mindestens über die erste Hälfte des Jahres 2020 (…) auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden“ (bisher Ende 2019).

Zudem gab die Notenbank die Konditionen der von September 2019 bis März 2021 vierteljährlich stattfindenden gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (GLRG III) bekannt. Hier liegt die Spanne vom minimalen bis maximalen Zinssatz weiter bei 40 Basispunkten, sie ist aber um 10 Basispunkte angehoben worden. Alles in allem bleiben die Konditionen für eine umfangreiche Inanspruchnahme günstig. Ein Abschmelzen der EZB-Bilanz resultiert daraus nicht.

Projektion liegt auf Wachstum und Inflation

Bei ihrem Vorgehen dürfte sich die EZB vor allem auf ihre Wachstums- und Inflationsprojektionen gestützt haben. Für das BIP-Wachstum hat die Notenbank diese im Vergleich zu März für 2019 von 1,1 auf 1,2 % erhöht und für 2020/21 von 1,6 bzw. 1,5 auf je 1,4 % gesenkt. Damit ist die EZB zwar wachstumsskeptischer geworden, am Bild einer moderaten Wachstumsbeschleunigung für 2020 hält sie aber fest. Gleichzeitig ist es aus EZB-Sicht weniger wahrscheinlich geworden, dass sich die Inflationsrate dem Preisziel nachhaltiger nähern wird. Die Jahresteuerung bezifferte sie für 2019/20/21 auf 1,3, 1,4 und 1,6 %, zuvor ging sie von 1,2, 1,5 und 1,6 % aus.

Den zeitlich gestreckten Geldpolitischen Ausblick und die etwas ungünstigeren Zinskondition werten wir nicht als Straffungssignal. Dass eher das Gegenteil der Fall ist, zeigte sich in der Pressekonferenz. Darin betonte EZB-Chef Mario Draghi die Bereitschaft, geldpolitische Instrumente nutzen zu können und den Einlagesatz weiter zu senken. Zudem richte sich der Ausblick nicht nur auf steigende Leitzinsen, so Draghi.

Ausblick auf 2020

Wie geht es weiter? Nach wie vor ist die BIP-Projektion der EZB für 2020 aus unserer Sicht zu hoch, unsere Prognose beträgt 1,0 %. Da auch das nachhaltige Aufwärtspotenzial für die aktuell bei 1,2 % liegende Inflationsrate für uns nur gering ist und die langfristigen Inflationserwartungen kräftig gesunken sind, wird die EZB ein Umfeld für eine Leitzinserhöhung wohl noch lange nicht erkennen. Ihr Versprechen für unveränderte Leitzinsen wird sie im Dezember daher wohl mindestens bis Ende 2020 verlängern. Leitzinsseitig bleibt die EZB wohl noch lange im Krisenmodus.

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