Ursula Pidun


Fall Uwe Barschel – neue Spuren erhärten Mordthese

Im Fall Uwe Barschel ist es zu neuen Erkenntnissen gekommen. Der einstige schleswig-holsteinische Ministerpräsident wurde vor 25 Jahren in einem Genfer Hotel vom damaligen STERN-Reporter und heutigen SPIEGEL-Redakteur Sebastian Knauer tot in der Badewanne aufgefunden.

Foto: Sebastian Knauer

Fast ein Viertel Jahrhundert nach dem mysteriösen Tod des CDU-Politikers scheint sich der Verdacht zu erhärten, dass es sich um einen Mord gehandelt hat. Neueren Untersuchungen zufolge wurde ein genetischer Fingerabdruck einer bisher unbekannten Person gefunden. Die DNA-Spuren wurden an jenen Kleidungsstücken festgestellt, die Barschel in der Nacht der Tragödie im Genfer Hotel „Beau-Rivage“ trug, bestätigte aktuell die  Lübecker Staatsanwaltschaft gegenüber „Welt am Sonntag“.
  

„Barschel – Die Akte“

Im Jahr 2009 führten wir ein Interview mit dem SPIEGEL-Redakteur Sebastian Knauer, Herausgeber der Publikation  “Barschel – Die Akte”. Knauer stellt mit seiner Veröffentlichung zum damaligen Zeitpunkt erstmals Originaldokumente der staatlichen Stellen in den wichtigsten Auszügen aus den Ermittlungsakten zur Verfügung. Möglich und rechtes war dies, da die Ermittlungsarbeiten nach vielen Jahren zum damaligen Zeitpunkt als endgültig abgeschlossen galten.

Tod in der Badewanne

Knauer ist allerdings nicht nur Herausgeber der Dokumente, die er in der Publikation unkommentiert präsentiert und Ermittlungsarbeiten, gerichtsmedizinische Fakten, dubiose Waffengeschäfte, zweifelhafte Medienvertreter und das Innenleben einer Politikerfamilie in den Fokus rückt. Vielmehr geriet er auf dem Höhepunkt des Skandals selbst hinein in den Sumpf eines Polit-Thrillers, der eigentlich in die Hände phantasiebegabter Krimi-Autoren gehört – keinesfalls jedoch in die Realität politischen Schaffens. Denn Knauer – damals noch für das Nachrichtenmagazin STERN tätig – war jener Reporter, der am Sonntagmittag des 11. Oktober 1987 im Genfer Hotel Beau Rivage den toten Uwe Barschel auffand.

Ein Reporter als Opfer

“Der Versuch, ein Interview mit einem lebenden Barschel zu bekommen, endete vor seiner Leiche”, schreibt der Autor in einem Epilog zu seiner Publikation. Fotos vom toten Barschel, die Knauer damals vor Ort erstellte, gingen um die Welt und gaben Anlass zu heftigen  Diskussionen hinsichtlich ihrer Veröffentlichung und ethischen Aspekten. Wie folgenschwer zudem Knauers Rolle als Zeuge dieser Tragödie wurde, lässt sich nur erahnen, denn er äußert in seinem Schlusswort auch: “Ich erlebte als Journalist, wie es sich anfühlt, selbst Opfer einer unfairen, diffamierenden und schlampig recherchierten Berichterstattung zu sein – eine heilsame Lektion.”

Unter dem Eindruck der aktuellen Erkenntnisse möchten wir das Interview, das interessante Aspekte offenbart, nochmals in den Fokus rücken.

Zum Interview:

“Barschel – Die Akte”: Im Gespräch mit SPIEGEL-Redakteur Sebastian Knauer

Foto: Cover Archiv Spreezeitung