Ursula Pidun


Wie wir täglich manipuliert werden

Soziale Medien sind Popkultur und politisches Instrument zugleich. Per Twitter irgendwann einen Krieg erklären? Kein Problem für Donald Trump. "Witzige" ausländerfeindliche Bildchen auf Facebook posten? Das machen rechte Seiten gern. Dr. Frederik Weinert enttarnt, wie wir täglich manipuliert werden.

(Foto: olesia / Clipdealer.de)

Promis werden wie Gladiatoren durch die Arena gejagt, angestachelt von den Medien – und die AfD krakeelt Nazi-Vergleiche mit sich selbst, um die Nichtwähler für sich zu gewinnen. Der Kommunikationswissenschaftler und promovierte Medienexperte Dr. Frederik Weinert deckt die Mechanismen und die Scheinheiligkeit des Nachrichtensystems auf. Als langjähriger freier Journalist durchschaut er die Methoden der angeblichen ‚Lügenpresse‘. Mit spitzer Feder nimmt Weinert jedoch nicht nur die Medien aufs Korn, sondern uns alle, die wir immer krassere und schrillere Geschichten lesen wollen: Manege frei im Medienzirkus.

Springerstiefel und Glatze – all das ist passé. Die Rechtspopulisten sind schlaue Verführer. Doch sind die Rechtswähler wirklich alle dumm? Sind die Linken die Bewahrer der Demokratie? Wer so denkt, macht es sich zu einfach.

In seiner Publikation: „Die Sprache der Rechten lässt der Autor und Medienexperte alle Scheuklappen fallen. Mit Empathie versetzt er sich in die Lage vieler Bürger, die mit der deutschen Politik hadern. Doch nicht nur das: Das Buch beweist sich als Möglichkeit, einen Debattenanstoß zur deutschen Vergangenheitsbewältigung anzufachen. Ob die „braune Zeit“ allerdings jemals bewältigt werden kann, dürfte sich in den nächsten Jahren als dramatisches Experiment darstellen, glaubt Weinert.

Egal ob Expolitiker oder die Lehrerin vom Lande: Wenn`s um Thema Migration geht, kann jeder mitreden. „Deutschland schafft sich ab“, fabuliert der eine. „Deutschland außer Rand und Band“, krakeelt die andere. Wer die „Asylantenkeule“ auspackt, ist Deutschland neuer Superstar. Vor 1945 war das noch Adolf Hitler, dessen reich, das sogenannte Dritte, dann aber sang- und klanglos unterging.

Doch von wegen: Die Reichsbürger feiern 2018 sein Comeback, aber Nazi, nein, so will natürlich niemand mehr genannt werden. „Deutschland unser“ erklingt es gebetsmühlenartig an vielen heimatlichen Stammtischen. Das wird man wohl noch sagen dürfen, oder doch nicht?

Weinert beklagt die tiefe Spaltung unseres Landes seit der Flüchtlingskrise im Jahre 2015, das Erstarken der Rechten und die Zunahme des Antisemitismus. Und dies nicht nur in Österreich sondern auch in Deutschland. Wie gefährlich das Terrain ist, auf dem wir uns bewegen,  drückt er mit folgenden Worten aus:

Wir lachen nämlich gerne über die teils bösen Nazi-Witze in der „heute show“. Und wenn der Ethno-Comedian Bülent Ceylan live auf der Bühne Adolf Hitler imitiert, grölt das Publikum begeistert. Doch irgendwo hört der Spaß auf. Rechtspopulisten posten ausländerfeindliche Bilder auf Facebook – und unser hilfsbereiter Nachbar von nebenan findet das auch noch gut!

Bilder von sinkenden Flüchtlingsbooten, schwarze Kinder, die den Muttertag mit einer Schimpansin feiern, und gelbe Küken, die ein schwarzes Küken aus der Stadt jagen: Schrill und bunt muss es sein. Und ohne darüber nachzudenken, drücken wir auf den Like-Button.

Dr. Frederic Weinert hat Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Passau studiert und mit exzellenter Leistung promoviert. Dieses Buch ist von seiner Dissertation mit dem Titel „Mit Hitler zum Medienskandal: Skandal oder Skandalisierung?“ inspiriert. Er forschte und dozierte sieben Jahre am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Passau zu den Schwerpunkten Pragmatik, Semantik, Politische Kommunikation, Unternehmenskommunikation, Soziolinguistik, Fernsehsprache und Pressesprache. Der Autor ist freier Journalist und Kommunikationsberater für politische Kommunikation und digitale Strategien.