Akt politischer Schönheit: „Denkmal der Schande“ fertiggestellt
Es braucht Zonen der Ruhe, damit Brandstifter sich entfalten können. In Björn Höckes "Bullerbü" (O-Ton Höcke) steht seit heute ein Ableger des Berliner Holocaust-Mahnmals. Das Zentrum für Politische Schönheit hat 24 Betonstelen vor dem Garten des thüringischen AfD-Chefs im malerischen Bornhagen aufgestellt.
Um die Finanzierung des Denkmals zu sichern, ist die Zivilgesellschaft auf www.deine-stele.de zu Spenden aufgerufen. Für die nächsten zwei Jahre sind für Bau und Betriebskosten 28.800 Euro veranschlagt. Das Mahnmal steht auf dem direkten Nachbargrundstück zu Björn Höcke, das das ZPS nach der sog. „Dresdner Rede“ im Januar 2017 verdeckt angemietet hatte. In der Rede hatte Höcke das Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“ bezeichnet und „eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ gefordert.
Seit zehn Monaten unter Beobachtung
Das ZPS beobachtet seit zehn Monaten aus der Nachbarschaft das Treiben des Thüringischen AfD-Fraktionsvorsitzenden in seinem selbst ernannten „Refugium“. Laut ZPS handelt es sich um „die aufwendigste Langzeitbeobachtung des Rechtsradikalismus in Deutschland“.
Das ZPS schlägt Björn Höcke einen Deal vor: Wenn er sich bereit erklärt, vor dem Mahnmal – in Berlin oder Bornhagen – auf die Knie zu fallen wie einst Willy Brandt, um für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs um Vergebung zu bitten, würde die zivilgesellschaftliche Überwachung vorerst eingestellt. Andernfalls würde die Zivilgesellschaft in die gewonnenen Erkenntnisse unter dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ mit einbezogen. Mehrere aufschlussreiche Dossiers stünden zur Veröffentlichung bereit, erklärt das ZPS.
„Wir haben das Mahnmal aus der deutschen Hauptstadt um 180 Grad gedreht. Wir wollen und können die grotesken Forderungen zur Geschichtspolitik nicht auf sich beruhen lassen. Auch nicht nach fast einem Jahr ohne Distanzierung. Die Erinnerung muss gerade in den braunen Ecken des Landes in Beton gegossen werden.“
erklärt Philipp Ruch, künstlerischer Leiter des ZPS und ergänzt:
„Kunst muss weh tun, reizen, Widerstand leisten. Wir sind keine Wohlfühlzone. Wenn die Leute nur klatschen, ist das für uns ein Alptraum. Wir machen aggressiven Humanismus.“
Nationalsozialistisches Gedankengut
Höcke habe 2011 und 2012 nationalsozialistisches Gedankengut unter dem Namen Landolf Ladig in NPD-Zeitschriften veröffentlicht, erklärt das ZPS. In einer Mail habe er die Abschaffung des Paragrafen zur Holocaustleugnung (§ 130 StGB) gefordert. In Kundgebungen sei mehrfach der Begriff „eine tausendjährige Zukunft“ für Deutschland gefallen. Gegenüber ausländischen Medien habe er es als Problem gesehen, „dass man Hitler als das absolut Böse darstellt“. In der „Dresdner Rede“ hat Höcke im Ballhaus Watzke vor jubelndem Publikum wörtlich gesagt:
„Wir Deutschen sind das einzige Volk, das sich ein Denkmal der Schande ins Herz gepflanzt hat.“ Durch die permanente Aufarbeitung des Holocaust wird „die Geschichte, die deutsche Geschichte mies und lächerlich gemacht. So kann es und darf es nicht weitergehen. Und so wird es nicht weitergehen, liebe Freunde.“
Innerhalb der AfD wurde früher ein Ausschlussverfahren gefordert. Vor den Bundestagswahlen 2017 hatte der jetzige Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland Höcke jedoch als „Seele der AfD“ und nächsten Bundesvorsitzenden ins Spiel gebracht. Damit würde nur 72 Jahre nach Ende des Nationalsozialismus ein verkappter NPD-Funktionär hochoffiziell bundesweit in einer Partei mit zweistelligem Wahlergebnis sein Unwesen treiben, erklärt das ZPS. Mit der aktuellen Aktion wolle das Zentrum für Politische Schönheit Höckes „Denkmal der Schande“ in ein Mahnmal der Verantwortung umwandeln und ihm Gelegenheit geben, den Grundstein für einen zeitgemäßen Umgang mit der deutschen Geschichte zu legen. Schande belaste nur so lange, wie aus ihr kein Verantwortungsbewusstsein entsteht, so das ZPS.
Über das Zentrum für Politische Schönheit
Das Zentrum für Politische Schönheit macht aggressiven Humanismus an der Schnittstelle zwischen Aktionskunst und Menschenrechten. 2015 überführte es ertrunkene Flüchtlinge, die an der europäischen Außengrenze anonym verscharrt worden waren, in die deutsche Hauptstadt (Die Toten kommen). 2014 entführte das Team die Mauerkreuze aus dem Regierungsviertel und montierte sie an den EU-Außengrenzen (Erster Europäischer Mauerfall). In diesem Jahr rief das ZPS in Istanbul zum Sturz von Diktator Erdogan auf (Scholl 2017).
Tolle Aktion. Wer fordert, dass die Leugnung des Holocausts straffrei bleibt, braucht genau so ein Kunstwerk vor seiner Tür. Man gibt ihm ja sogar die Chance, zur Besinnung zu kommen.
Ob es dafür eine Baugenehmigung gibt?
Wenn in Potsdam eine für einen Holzstapel nötig ist , kann das für diese Menge an immobilen Baulichkeiten nicht anders sein.
Falls es keine gibt und etwa toleriert werden sollte, wäre das ein gutes Beispiel als Grundlage für den Gleichheitsgrundsatz…
Hoch leben die Schwarzbauten