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Sie kamen mit Träumen und Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit

Die militärische Abriegelung Europas hat im ersten Halbjahr 2015 mehrere Tausend Todesopfer gefordert. An den Außengrenzen werden Leichen verscharrt, monatelang in Kühlhäusern gelagert, vergessen und in anonyme Massengräber gestapelt. Nun bekommt ein weiteres Opfer der mörderischen Abriegelung Europas an diesem Freitag eine ehrenvolle Bestattung.

Zu diesem Anlass blieb die politische Bühne leer. (Foto: Nick Jaussi)

Die Beisetzung findet in der Hauptstadt Berlin auf dem Friedhof Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof, Kolonnenstr. 24-25, 10829 Berlin um 12 Uhr statt. Die Beerdigung findet zum letzten Mal in diesem Jahr öffentlich statt. Es wird ausdrücklich darum gebeten, die Friedhofsverwaltung im Vorfeld nicht zu belästigen. Der Bundespräsident hat für die letzte öffentliche Beerdigung in diesem Jahr seine Teilnahme signalisiert. Er könnte den freiheitssuchenden Einwanderern die letzte Ehre geben.

„Wer etwas über die Menschenrechte erfahren will, schaut am Besten auf die Lage von Flüchtlingen. Wir alle retten mit ihrer Würde unsere Würde. Wir geben ihnen im politischen Zentrum Europas zurück, was ihnen an den Außengrenzen durch unsere Abschottungspolitik geraubt wurde. Wir geben einem gescheiterten Einwanderer seine Menschlichkeit zurück. Es geht nicht darum, das Notwendige zu denken und zu sagen. Es geht darum, es auch zu tun.“

erklärt Philipp Ruch, künstlerischer Leiter des Zentrums für Politische Schönheit.

„Warum sollen die toten Einwanderer Europas unbekannt bleiben? Sie kamen mit Angehörigen, Träumen und Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit. Die Niedertracht Europas bei dem Versuch, die in unser aller Namen Getöteten unkenntlich zu machen, sie zu verstecken, muss herausgestellt werden.“

fragt Justus Lenz, Sprecher des Zentrums.

„Sie kamen mit Angehörigen, Träumen und Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit. Die Niedertracht Europas bei dem Versuch, die in unser aller Namen Getöteten unkenntlich zu machen, sie zu verstecken, muss herausgestellt werden.“

Die Leere Stühle im Angesicht einer Flüchtlingstragödie unvorstellbaren Ausmaßes. (Foto: Nick Jaussi)

Leere Stühle im Angesicht einer Flüchtlingstragödie unvorstellbaren Ausmaßes.

(Foto: Nick Jaussi)

Vor der Beerdigung stellt sich das Zentrum für Politische Schönheit ebenfalls am Freitag um 9.30 Uhr in der Bundespressekonferenz auf Einladung der ausländischen Presse in Deutschland den Fragen der ausländischen Medienvertreterinnen und -vertretern. Das Zentrum hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass es „eine parallele deutsche Außenpolitik“ betreibe, die schöner und besser sei als die der Bundesregierung.

„Die Toten kommen“
Das Zentrum für Politische Schönheit überführt seit Wochenbeginn tote Einwanderer Europas nach Deutschland. Gemeinsam mit den Angehörigen der Opfer hat das Künstlerkollektiv unwürdige Grabstätten geöffnet und die Toten von der Peripherie ins Zentrum Europas gefahren. Die Opfer der Abschottungspolitik werden im mächtigsten Mitgliedsstaat der EU vor den Augen der europäischen Öffentlichkeit menschenwürdig bestattet (www.die-toten-kommen.de).

Weitere Informationen:

  • 19.06./12 Uhr: zweite Bestattung eines toten Einwanderer Europas. Letzte Beerdigung mit Teilnahme der Öffentlichkeit: Friedhof Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof, Kolonnenstr. 24-25, 10829 Berlin
  • 19.06./09.30 Uhr: das Zentrum für Politische Schönheit stellt sich in der Bundespressekonferenz den Fragen ausländischer Korrespondenten.
  • 21.06./14 Uhr an der Neuen Wache / Unter den Linden 4, 10117 Berlin: Der „Marsch der Entschlossenen“ bringt Tote zum Kanzleramt, um sie direkt vor den politischen Entscheidungsträgern zu beerdigen. Bezirk Berlin-Mitte bereitet sich auf die Beerdigung von Toten vor dem Kanzleramt vor.

Alle Fotos: Nick Jaussi