Markus Krüsemann


Unfreiwillig in Teilzeit – vor allem Frauen sind betroffen

Eine Teilzeitbeschäftigung kann für Beschäftigte eine Alternative sein, Erwerbstätigkeit und private Lebensgestaltung besser zu vereinbaren – zumindest dann, wenn sie ein existenzsicherndes Auskommen ermöglicht und nicht unfreiwillig, mangels regulärer Vollzeitstellen ausgeübt werden muss. Letzteres scheint aber weiterhin viel zu häufig der Fall zu sein, denn die Zahl der unfreiwillig in Teilzeit oder in zu kurzer Teilzeit Beschäftigten ist seit den 1990er Jahren stark angestiegen.

Teilzeit birgt Nachteile für Frauen. (Foto: Themeforest-Lizenz)

Das Statistische Bundesamt hat heute Ergebnisse aus der Arbeitskräfteerhebung 2014 vorgelegt. Danach gaben fast 1,63 Millionen in Teilzeit Erwerbstätige im Alter von 15 bis 74 Jahren an, dass sie gerne länger arbeiten wollten – und zwar erheblich länger: Im Durchschnitt würden sie ihre Arbeitszeit gerne um 14,7 Wochenstunden anheben. Gegenüber der Arbeitskräfteerhebung 2012 ist die Zahl der in Teilzeit Unterbeschäftigten nur leicht zurückgegangen. Damals hatte das Bundesamt noch 1,81 Millionen Personen gezählt.

Von der unfreiwilligen Unterbeschäftigung in Teilzeit sind vor allem Frauen betroffen. Fast 1,19 Millionen der weiblichen Teilzeiterwerbstätigen wollen länger arbeiten, ein Wunsch den nur 440.000 Männer äußerten. Die aber möchten gleich erheblich länger arbeiten, im Schnitt 18,2 Wochenstunden mehr. Doch auch die Frauen würden ihre Teilzeitarbeit um immerhin 13,4 Stunden pro Woche aufstocken.

Gründe für unfreiwillige Teilzeit sind vielfältig

Nicht alle von Unterbeschäftigung Betroffenen wollen gleich auf eine volle Stelle wechseln. Dennoch liegt eine der Hauptursachen für unfreiwillige Teilzeit in dem zu geringen Angebot an Vollzeitstellen begründet. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vom Februar 2015 hatte ergeben, dass 18,7 Prozent der teilzeitbeschäftigten Männern und 14,7 Prozent der Frauen zu reduzierter Stundenzahl arbeiten, weil sie keine Vollzeitstelle gefunden haben. Oftmals stehen auch persönliche und familiäre Verpflichtungen einer Ausweitung der Arbeitszeit im Wege. Eine Aus- bzw. Fortbildung oder ein Studium wird vor allem von Männern als weiterer Grund für die Unterbeschäftigung angeführt.

Frauen weiterhin besonders benachteiligt

Die hohe Zahl an unfreiwillig in (zu kurzer) Teilzeit beschäftigten Frauen zeigt, dass sie am Arbeitsmarkt immer noch erheblich benachteiligt sind. Da mit einer Teilzeitbeschäftigung sehr oft kein existenzsicherndes Einkommen erzielt werden kann, stehen Frauen durch die mit einer verkürzten Arbeitszeit verbundenen Lohneinbußen zusätzlich vor dem Problem einer unzureichenden Absicherung im Alter.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Wahrnehmung von Aufgaben in Haushalt und Familie immer noch überwiegend Frauensache zu sein scheint. Immerhin knapp 26 Prozent der in Teilzeit beschäftigten Frauen gaben im Rahmen der IAB-Studie an, dass sie wegen der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen kürzer als eigentlich gewünscht arbeiteten.