Dr. Alexander Krüger


Bank of England ziert sich

Die BoE hat ihren Leitzins erwartungsgemäß bei 0,50 % belassen. Vor allem das schwache BIP-Wachstum zu Jahresbeginn dürfte eine Leitzinserhöhung verhindert haben. Wir sehen dennoch ein unverändert weit geöffnetes Leitzinsfenster und erwarten eine Zinsanhebung für August. Eine Kommentierung von Dr. Alexander Krüger.

Bank of England hält Wertpapierstand aufrecht. (Foto: irstone / Clipedealer.de)

Mit 7:2 Stimmen hat das Geldpolitische Komitee der Bank of England (BoE) gestern für einen bei 0,50 % verbleibenden Leitzins gestimmt. Zudem soll der von der Notenbank nach der globalen Finanzkrise erworbene Wertpapierbestand weiter gehalten werden. Das schwache BIP-Wachstum von 0,1 % gegenüber dem Vorquartal im ersten Quartal 2018 wird von der BoE mit der Witterung in Verbindung gesehen. Obwohl es niedriger ausgefallen ist als erwartet, hat sie ihre BIP-Prognose für den Prognosehorizont bei 1,75 % belassen. Für die im März auf 2,5 % gefallene Inflationsrate rechnet die BoE mit einem weiteren Rückgang. Sie geht aber davon aus, dass das Lohnwachstum wegen des engen Arbeitsmarktes langsam zunehmen wird.

Brexit belastet Investitionstätigkeit

Die geldpolitische Entscheidung der BoE überrascht nicht. In den Wochen vor ihrer Sitzung hatte insbesondere ihr Chef Mark Carney Signale für ein Weiter so gegeben. Zudem sprach die Bank of England in ihrer Presseerklärung davon, dass der anstehende Brexit die Investitionstätigkeit weiter belaste. Deshalb und wegen des schwachen BIP-Wachstums zum Jahresauftakt dürfte die BoE zinspolitisch stillgehalten haben.

Was geldpolitisch als vorsichtig bewertet werden kann, ist unseres Erachtens ein klares Zeichen von Unsicherheit. Immerhin hatte die BoE nach ihrer Leitzinsanhebung im November 2017 zu erkennen gegeben, die Geldpolitik zu normalisieren. Und schon länger sieht sie eine voranschreitende geldpolitische Straffung als „angemessen“ an. Damit hatte sie die Markterwartungen bereits früh in diesem Jahr auf eine Leitzinserhöhung im Mai gelenkt. Bestärkt wurden diese Anfang April, als sich die britische Regierung und die EU auf einen längeren, nun bis Ende 2020 andauernden Zugang Großbritanniens zum Europäischen Binnenmarkt verständigt hatten. Daraufhin nahm die hohe Brexit-Unsicherheit ab, die Rahmenbedingungen für eine Leitzinsanhebung hatten sich also verbessert.

Bank of England sorgt für Stimmungsumschwung

Mit ihrer plötzlichen und aus unserer Sicht wenig schlüssigen Kehrtwende Ende April hat die BoE dann aber für einen Stimmungsumschwung gesorgt. Dies gilt vor allem auch mit Blick auf die von ihr eigentlich angestrebten „allmählichen“ und in „begrenztem“ Umfang stattfindenden Zinserhöhungen, für die das Zeitfenster nicht ewig so weit geöffnet sein dürfte wie zurzeit: Das globale Konjunkturumfeld wird wohl kaum noch besser und der Brexit-Schatten demnächst wieder länger werden. Da Hinweise der BoE auf eine Leitzinserhöhung im Juni gestern ausgeblieben sind, erwarten wir nun, dass der Leitzins im August, in jedem Fall aber noch in diesem Jahr angehoben wird. Sollte die BoE ihre Hü-hott-Politik fortsetzen, wird es beim Timing schwierig bleiben.

 

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